Mit Open Source-Hardware gegen Corona: Studie prüft die massenweise Fertigung von Open Source-Beatmungsgeräten
Die Open Source-Hardware-Community hat mit Aufkommen der COVID-19-Pandemie schnell die Entwicklung und Fertigung komplexer medizinischer Beatmungsgeräte angekündigt. Im Projekt OPEN.Effect evaluieren Expertinnen und Experten des Fraunhofer IPK die Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit der Community und zeigen Wege zur schnellen Erschließung ihrer Potenziale auf. Für die damit verbundene Studie werden ab sofort Teilnehmende gesucht.
Bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie wurde deutlich, dass weltweit ein Mangel an lebensnotwendigen Beatmungsgeräten herrscht. Unternehmen, Forschungseinrichtungen und selbst Privatpersonen begannen schnell mit der Entwicklung improvisierter Geräte. So hat sich eine höchst aktive Bewegung herausgebildet, die jedoch keine eindeutigen Ansprechpartner hat, unüberschaubar in ihrem Tun und Wirken ist und keine einheitliche Produktionsstrategie verfolgt. Hinzukommt, dass Beatmungsgeräte wie alle medizintechnischen Produkte weltweit hohe Qualitätsstandards erfüllen müssen. Nationale und internationale Regularien variieren zum Teil stark und machen die Zulassung je nach Land oder Region sehr schwierig und zeitaufwändig.
Wie also können auch alternative Produzenten Beatmungsgeräte schnell und sicher entwickeln, herstellen und zertifizieren, so dass sie für die Behandlung von Patientinnen und Patienten eingesetzt werden können? Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IPK gehen dieser Frage im Rahmen des Projekts OPEN.Effect nach. Das Team sucht derzeit nach Mitgliedern der internationalen Open Source-Hardware-Community, die im Rahmen einer Studie an einer mündlichen Befragung teilnehmen möchten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden dabei vor allem Erfahrungen aus Projekten zusammentragen, die sich mit medizinischer Open Source-Hardware beschäftigen. Sie wollen herausfinden, was mit den Projekten erreicht werden soll, wie die aktuelle Situation der Community ist und welche Herausforderungen es gibt. Ziel ist es, anhand dieser Erkenntnisse Potenziale zu identifizieren, um die Effekte von medizinischen Open Source-Hardware-Projekten zu verbessern.
Die Interviews werden im Juni und Juli 2020 stattfinden und richten sich an alle, die sich der Community zugehörig fühlen: ob als Maker in Fablabs oder Makerspaces, Mitarbeitende von Firmen (insbesondere KMUs), die solche Hardware nutzen, oder auch als Expertinnen und Experten in der Medizintechnik oder angrenzenden Wissenschaftsgebieten.
Interessierte können sich bis zum 30. Juni 2020 bei Projektleiterin Sonika Gogineni melden. Die Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich Ende August präsentiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
OPEN.Effect wird im Rahmen der Kampagne »Fraunhofer vs. Corona« von der Fraunhofer- Gesellschaft finanziert.