Chile ehrt Dr. Bertram Nickolay mit Strait of Magellan Award
Der Fraunhofer-Wissenschaftler erhält die Auszeichnung für seine Forschung zur virtuellen Rekonstruktion von Kulturgütern.
Der Preis „Strait of Magellan Award for Innovation and Exploration with Global Impact“ ist eine Initiative der chilenischen Regierung zu Ehren des 500. Jahrestages des Beginns der historischen Weltumsegelung des Entdeckers Ferdinand Magellan. Anlässlich dieses Jubiläums würdigt Chile Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die durch ihre Forschung oder ihr Handeln dazu beigetragen haben, Lösungen für globale Bedürfnisse zu finden.
Dr. Bertram Nickolay erhielt die Auszeichnung am 30. September 2021 von I. E. Cecilia Mackenna Echaurren, Botschafterin der Republik Chile in Deutschland. „Jede Botschaft Chiles im Ausland wurde darum ersucht, eine herausragende Persönlichkeit auszuwählen, die dank ihrer Arbeit diese Grundidee aufleben ließ, die vor fünf Jahrhunderten Anlass für Magellans Reise war,“ erklärte Ihre Exzellenz, die Botschafterin in ihrer Laudatio. „Die von Doktor Nickolay geleistete Arbeit spiegelt genau diesen Geist wider. Voll Kreativität und Innovationsgeist hat er sich in unbekannte Gebiete begeben und mit seiner Arbeit Grenzen überschritten.“
Nickolay ist Experte für maschinelles Sehen am Fraunhofer IPK. Er erlangte internationale Bekanntheit mit seinen Arbeiten zur automatisierten virtuellen Rekonstruktion zerstörter Dokumente und Kulturgüter. Mithilfe der von ihm und seinem Team entwickelten Algorithmen der Bildverarbeitung und Mustererkennung können zerrissene oder geschredderte Schriftstücke, aber auch archäologische Fragmente zunächst digital und darauf basierend auch physisch wiederhergestellt werden. Für die Erfindung dieser Rekonstruktionstechnologie wurden Nickolay und sein Team 2013 mit dem EARTO-Innovationspreis der European Association of Research and Technology Organisations ausgezeichnet. Sie wurde seitdem für unterschiedlichste Anwendungen weiterentwickelt und erfolgreich in zahlreichen nationalen und internationalen FuE-Projekten eingesetzt.
„Überall auf der Welt sind Dokumente von Verfall und Zerstörung bedroht. Davon geht eine große Gefahr für den Erhalt kulturellen Erbes aus. Aus diesem Grund haben wir eine Technologie geschaffen, die es Computern ermöglicht, zerstörte Dokumente automatisch virtuell zu rekonstruieren. Ganz im Sinne Magellans und seiner Entdeckungslust entstand unsere Technologie aus dem Bestreben heraus, Lösungen für scheinbar unlösbare Aufgaben zu finden,“ so Nickolay anlässlich der Preisverleihung.
Mit Chile verbindet ihn und das Fraunhofer IPK seit über 20 Jahren eine intensive Kooperation. Das Berliner Institut war eines der ersten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, das auf dem Gebiet des maschinellen Sehens mit chilenischen Universitäten zusammenarbeitete. Über gemeinsame FuE-Projekte hinaus hat sich auch ein Austausch von Fachleuten etabliert, von dem beide Seiten bis heute profitieren.
Ferdinand Magellan war ein portugiesischer Seefahrer, der von 1519 bis 1522 im Auftrag des spanischen Königs eine Expedition nach Ostindien leitete, die zur ersten Weltumsegelung führte. Dabei entdeckte er einen Durchgang vom Atlantik zum Pazifik: die nach ihm benannte Magellanstraße. Mit dem Preis „Strait of Magellan Award for Innovation and Exploration with Global Impact“ möchte Chile Aspekte von Magellans Reise hervorheben, die analog zu den Innovationen und Entdeckungen der heutigen Welt betrachtet werden können.