Eine dieser Forschungsaktivitäten ist das EU-geförderte Konsortialprojekt ENGINE (Zero-Defect Manufacturing for Green Transition in Europe). Darin entwickeln wir ein System, mit dem Metallerzeugnisse entworfen und defektarm hergestellt werden können. Die Anwendung wird in der Lieferkette von Schiffsmotoren demonstriert. Der Projektbeitrag von GreenDelta besteht darin, auf Basis von openLCA den Einfluss der Zuverlässigkeit in Produktion und Betrieb auf die Nachhaltigkeit dieser Produkte zu bewerten. Wir befassen uns insbesondere mit der Herausforderung unvollständiger und unsicherer Daten, beispielsweise in frühen Phasen des Systementwurfs. Klassische LCA-Methoden und Werkzeuge stoßen hier an Grenzen, weil sie auf eine hohe Datenqualität angewiesen sind. Dieses Problem adressieren wir mit einer Kombination von LCA und System-Dynamics (SD)-Modellen.
SD ist ein Ansatz zum Verständnis des nichtlinearen Verhaltens komplexer Systeme im Zeitverlauf. Dabei werden Datenelemente wie Bestände, Flüsse, interne Rückkopplungsschleifen, Tabellenfunktionen und Zeitverzögerungen genutzt, um Wirkungsketten zu simulieren. So werden die Folgen von Entscheidungen über einen definierten Zeitraum hinweg aufgezeigt. Im Idealfall wird das Verhalten eines Systems deutlich, während nur Ursache und Wirkung modelliert werden. Typischerweise wird die Struktur des Modells in einer Benutzeroberfläche dargestellt. Während LCA-Modelle die Erhebung präziser Daten erfordern, was zeitaufwändig und weitgehend von der Verfügbarkeit von Informationen abhängig ist, können SD-Modelle schneller erstellt werden, wobei der Schwerpunkt auf den wesentlichen Daten liegt.
Zusammen mit 16 weiteren Projektpartnern integrieren wir diese Modelle mit weitreichenden Materialsimulationsmodellen in eine Entwicklungsmethodik, die auf Modellbasiertem Systems Engineering (MBSE) basiert. So sollen die Modelle untereinander verknüpft und aus diversen Datenquellen nützliche Informationen destilliert werden. Das Gesamtergebnis unterstützt Hersteller von Metallwaren bei der Entwicklung nachhaltigerer und zugleich wettbewerbsfähigerer Produkte.