In-situ-Überwachung spart Zeit und Geld
Selbst während eines Prozesses überwachen Sensoren in den Anlagen kontinuierlich unterschiedliche Parameter wie Drücke, Temperaturen oder Energieverbrauch. »Abweichungen von den idealen Parametern zeigen an, dass etwas im Prozess schiefläuft«, erklärt Philipp Lelidis, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Produktionsmaschinen und Anlagenmanagement. Solche Indikatoren weisen auch darauf hin, wo das Problem liegt.
Ein Anwendungsbeispiel ist die Additive Fertigung, wie der 3D-Druck für Metalle, der vor allem in der Luftfahrt oder der Medizinbranche zum Einsatz kommt. Solch ein Prozess dauert häufig mehrere Stunden. Bemerken die Mitarbeitenden erst am Ende, dass es einen Fehler gab und das Bauteil unbrauchbar ist, hat man Zeit und Rohstoffe verschwendet.
»Wir forschen daran, dass die Maschine durch Sensoren automatisch erkennt, wo das Problem liegt, welche Auswirkungen das auf das Bauteil hat und wie wir gegensteuern können, um am Ende doch noch ein perfektes Bauteil zu erhalten«, sagt Lelidis. Durch diese in-situ-Überwachung könne man auch den Umfang der Qualitätssicherung am Ende reduzieren.
KI erkennt Muster und optimiert den Prozess
Ein weiteres Beispiel für die Vorteile der in-situ-Überwachung ist die Laserbearbeitung. »Ein Laserstrahl kann schneiden, bohren oder feine Schichten von der Oberfläche des Materials abtragen«, erklärt Dr. Luiz Guilherme De Souza Schweitzer, der die Abteilung Prozesstechnologien für Ultra- und Hochpräzisionstechnik leitet. Für besonders exakte Arbeiten kommen Laserpulse zum Einsatz, die nur wenige Femtosekunden lang sind. Treffen sie auf einen Werkstoff, so sublimiert dieser – er geht also von der festen in die gasförmige Phase über. Das akustische Spektrum dieses Dampfes lässt sich milhilfe von optischen Mikrofonen messen.
Für jeden Prozess gibt es ein ideales akustisches Spektrum. Abweichungen davon deuten darauf hin, dass Fehler aufgetreten sind. Bisher ist es noch sehr schwierig, diese akustischen Spektren auszulesen. Schweitzer arbeitet deshalb daran, eine künstliche Intelligenz darauf zu trainieren, fehlerhafte Muster zu erkennen und Optimierungsvorgänge am Prozess vorzunehmen. »Momentan haben wir das Know-how nur bei uns im Haus, doch der Test mit Kunden läuft bereits«, erklärt Schweitzer.
Werk 4.0 steigert die Resilienz der Produktion
Was im Kleinen funktioniert, soll künftig auch im Großen greifen. Im Rahmen des Projekts Werk 4.0 arbeitet das Fraunhofer IPK daran, nicht nur einzelne Anlagen, sondern ein ganzes Werk mit digitalen Assistenzsystemen auszustatten. Auch das soll die Mitarbeitenden entlasten und dazu beitragen, dass Jobs in der Produktion zugänglicher werden und trotz Fachkräftemangel besetzt werden können.