Informationen im Unternehmen – durchgängig fließend

Liegen Informationen an der falschen Stelle, ist ihr Wert gleich null. Kathrin Konkol und Erik Paul Konietzko erläutern, wie semantische Datenstrukturen den Datenfluss in Unternehmen optimieren.

Informationen liegen im Überfluss vor, sollte man meinen. Wo liegt das Problem? 

Konietzko:

In einem Unternehmen sprechen zwar die meisten Mitarbeitenden die gleiche Sprache, dennoch gibt es zwischen den Abteilungen eine Art babylonisches Sprachgewirr: Die Designenden bezeichnen Bauteile anders als die Montierenden. Außerdem hat jede Abteilung ihre eigene Software – so ent­stehen Schieflagen im Informationsfluss.

Konkol:

Zudem wirkt sich eine gute visuelle Darstellung komplexer Sachverhalte positiv auf deren Verständlichkeit aus. Hier helfen geeignete Visualisierungen, Fachleute kognitiv zu entlasten. Mit ihnen werden komplexe Strukturen erfassbar, ohne dass sie in ihrem Informationsgehalt vereinfacht werden oder dass Entwicklungsartefakte verloren gehen. So können Missverständnisse sehr früh identifiziert und Fehler korrigiert werden, bevor Schäden entstehen. 

Die Basis für die Lösung sind semantische Datenstrukturen. Was steckt dahinter?

Konietzko:

Ein Beispiel: Im Projekt Cockpit 4.0, das wir mit Rolls-Royce durchgeführt haben – es ging um die Produktion von Turbinen – haben wir Informationen aus dem Design mit denen aus der Montage verknüpft. Welche Probleme treten in der Montage auf, die auf fehlende Hinweise aus dem Design zurückgehen? Und wie lassen sich die Auskünfte darüber zurückspielen zum Designteam? Um diese Zusammenhänge darzustellen, haben wir eine Ontologie angelegt. Man kann es sich wie eine Mindmap vorstellen. Die Knoten stellen die Informationen dar, die Kanten die Beziehungen zwischen den Knoten. Das bezeichnen wir als semantische Datenstrukturen. 

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Meinen wir das gleiche? Semantische Datenstrukturen und Extended Reality helfen Fachleuten unterschiedlicher Domänen, sich ohne Missverständnisse auf Lösungen zu verständigen.

Welche Vorteile für Rolls-Royce haben sich ergeben? 

Konietzko:

In der Fertigung gilt: Je mehr Informationen und Erkenntnisse vorhanden sind, desto besser sind die getroffenen Entscheidungen – sei es in Punkto Produktionskosten und -zeiten, sei es hinsichtlich der erzielten Qualität. Aber es ist ein utopischer Gedanke, die Softwaresysteme von Konstruktion und Montage zu vereinheitlichen, schließlich hängt die gesamte Produktion daran. Über semantische Strukturen können Unternehmen wie Rolls-Royce die Infos zwischen den Systemen dennoch austauschen und die Effizienz der Fertigung steigern. Beispiel: Bestimmte Maße eines Bauteils sind falsch, es ist Ausschussware. Montierende geben dies ins semantische System ein, das Designteam erhält die Info und kann das Problem künftig beheben.

Zudem entwickelte das Fraunhofer IPK einen Extended-Reality-Demon­strator. Was ist das?

Konkol:

Über eine VR-Brille können sich die Montierenden den Informationsfluss dreidimensional im Raum anzeigen lassen – ohne einen PC bedienen zu müssen. Sie haben also alles im Blick und die Hände frei für die Montage. Eine zusätzliche Montageassistenz ist ebenfalls möglich: Sie zeigt, welches Teil wie montiert werden muss.

Weitere Informationen

 

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