Als Technologieunternehmen des Bundes produziert die Bundesdruckerei in Berlin im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat alle deutschen Pass- und Ausweisdokumente. Dazu gehört der komplette Prozess von der Erfassung und Aufbereitung personenspezifischer Daten über die Herstellung und Personalisierung der Identitätsdokumente bis zu deren Überprüfbarkeit und Schutz. Sicherheit, Authentizität und Vertrauenswürdigkeit stehen dabei für uns an erster Stelle – um sie zu gewährleisten, müssen unterschiedliche Systeme verlässlich ineinandergreifen. Mehr noch: Eine Systemintegration, die einzelne Technologien, Prozesse und Lösungen zusammenführt, ist bei uns per se zwingend notwendig.
Je nach Art des Dokuments werden in Bürgerämtern zunächst die biografischen und biometrischen Daten der Antragsteller und Antragstellerinnen, etwa Name, Geburtsdatum, Unterschrift oder Fingerabdruck, nach standardisierten Verfahren digital erfasst. Anschließend werden diese Daten digital verschlüsselt und signiert an uns weitergeleitet und verarbeitet. Über eine Public-Key-Infrastruktur (PKI) stellen wir sicher, dass ausschließlich Personen und Geräte, die in das System integriert sind, Zugriff darauf haben und die Daten verarbeiten können. So gewährleisten wir, dass in den nächsten Prozessschritten nur authentische Daten verwendet werden.
Für die Herstellung der Dokumente setzen wir hochmoderne Anlagen mit neuesten Technologien ein, um höchste Standards in Punkto Design und Fälschungssicherheit zu erfüllen. Viele der eingesetzten Technologien und Fertigungsprozesse, beispielsweise im Bereich Laserpersonalisierung oder Holographie, entwickeln wir vollständig inhouse mit unseren Experten und Expertinnen. Um sicherzustellen, dass der Herstellprozess der hoheitlichen Dokumente nicht einfach kopiert werden kann, kommen dafür zum Teil ebenfalls selbst entwickelte Sondermaschinen zum Einsatz. Wir haben zudem klassische Rolle-zu-Rolle-Druckprozesse, bei denen allerdings ebenfalls durch Spezialmaschinen Sicherheitspapiere und -farben verarbeitet werden. Beim Herstellungsprozess unserer Polykarbonat-Karten für Personalausweis, Führerschein und Reisepass bedrucken wir bei einem Fertigungsschritt eine spezielle Polycarbonat-Folie mittels selbst entwickelter und patentierter Inkjet-Technologie. Durch die aufgedruckten persönlichen Daten des Antragstellers wird jedes ID-Dokument dann zu einem Unikat. In nachfolgenden Prozessschritten erfährt das bereits individualisierte Dokument mit Losgröße 1 ergänzende ebenfalls patentierte Personalisierungen auf weiteren Spezialsondermaschinen. Für diese Personalisierung der Dokumente – optisch wie elektronisch – betreiben wir eines der weltweit größten Spezialzentren: Hier werden Sicherheitsmerkmale wie das Porträtbild, der Fingerabdruck, ein Chip und ein Hologramm mithilfe von Holographie-Druckverfahren und Lasertechnologien aufgebracht. Mit Codierungen und Barcodes werden die Dokumente auch maschinenlesbar und können mit sogenannten Track-and-Trace-Systemen jederzeit, also an jedem Fertigungsschritt, nachverfolgt oder auf ihre Echtheit geprüft werden.
Wir realisieren damit eine Manufakturfertigung mit Losgröße 1, jedoch in sehr großen Stückzahlen und bei sehr niedrigen Taktzeiten, damit wir die Bedarfe von rund 80 Millionen Bürgerinnen und Bürgern bedienen können. Für die Herstellung der personalisierten hoheitlichen Dokumente benötigen wir von dem Moment an, an dem uns die Daten bereitgestellt werden, bis zum fertigen Dokument im Normalfall nur wenige Tage.
Um den Gesamtprozess für die Bürger und Bürgerinnen so einfach und schnell wie möglich zu halten, arbeiten wir verstärkt an sogenannten Live-Enrolment-Systemen und Prozessen wie dem Direktversand. Ein Beispiel sind Selbstbedienungsterminals für Bürgerämter, mit denen Personen selbst Ausweisdokumente und Führerscheine beantragen können. Biometrisches Foto, Fingerabdrücke und Unterschrift werden direkt am Gerät aufgenommen und medienbruchfrei und qualitätsgesichert in das Behördennetzwerk übertragen. Zusätzlich sollen auch weitere Bürgerdienste an solchen Selbstbedienungsterminals genutzt werden können. Auf diese Weise würden Verwaltungskräfte von Routinetätigkeiten im Antragsprozess entlastet und die Wartezeit für die Antragstellenden verkürzt. Barrierefreie Desktop-lösungen, unter anderem für Personen mit Beeinträchtigungen, sind ebenfalls in Arbeit.