Spielen? Jetzt mal ernsthaft!

Was wir selbst erfahren, bleibt besser im Gedächtnis hängen. Das machen sich Forschende am Fraunhofer IPK zunutze: mit Serious Games.

© Fraunhofer IPK / Larissa Klassen
Beispiel für ein Serious Game: Die Lernfabrik 5.0 ermöglicht das spielerische Erlernen und Optimieren von Unternehmens­prozessen.

Sitzen Kinder versunken über einem Spiel, macht ihnen das nicht nur Spaß, vielfach lernen sie auch etwas. Schließlich bleiben Zusammenhänge am besten im Gedächtnis, wenn wir sie nicht nur erzählt bekommen, sondern eigenhändig erfahren. Was für Kinder gilt, gilt auch für Erwachsene. Daher lassen Forschende des Fraunhofer IPK Mitarbeitende von Unternehmen spielen – mit Bausteinen. »Damit finden sich die Mitarbeitenden schnell in der Realität selbst von komplexen Produktionsunternehmen wieder«, erläutert Jens Mathis Rieckmann, Wissenschaftler im Geschäftsfeld Unternehmensmanagement. 

Wissen haptisch verankern

Mit den Steinen wird eine Bohrmaschinen-Fabrik simuliert. Dabei dient die Bohrmaschine als Beispiel, um netzartig verbundene Produktionsprozesse haptisch zu erleben und mit ihnen experimentieren zu können. »Anfangs stand vor allem eine Verschlankung der Prozesse im Vordergrund: Die Teilnehmenden übernehmen einen traditionellen Produktionsprozess, den sie Schritt für Schritt verschlanken und optimieren«, sagt Natalie Petrusch, die das Thema Serious Games gemeinsam mit Rieckmann vorantreibt. »Mittlerweile geht es in der ›Lernfabrik 5.0‹ um digitale Vernetzung und Menschen als Mittelpunkt des Produktionsprozesses von morgen. Im Projekt ›Competitive Sustainable Manufacturing‹ steht hingegen die nachhaltige Wertschöpfung im Vordergrund: Was tun, wenn ein Lieferant seine Zertifizierung verliert? Der Kundenwunsch bestimmt Dauer, Schwierigkeit und Schwerpunkt.«

Schnelle Entwicklung mit Serious Games

Spielerische Lösungen aus dem Fraunhofer IPK unterstützen nicht nur das Lernen, sondern ermöglichen auch schnelle und erstaunlich günstige Entwicklungsprozesse. Die Einführung digitaler Produktpässe von Batterien ist ein Paradebespiel. Dem Team gelang hierfür die Realisierung digital unterstützter Kreislaufprozesse innerhalb von nur einem Monat mit weniger als 75 Euro an Materialkosten.

Realitätsnahes Lernen mit Lernfabriken-Kits

Geht es beim Baustein-Spiel vor allem darum, allgemeines Wissen um Produktionsprozesse besser zu verankern, steht bei »Kits für Lernfabriken« realitätsnahes Trainieren abgeschlossener Themen im Vordergrund. Beispiel: Fehler finden und korrigieren. »Unser neues Kit zum Thema Total Productive Maintenance (TPM) besteht aus einem Demonstrator mit zahlreichen fehlerhaften, aber auch guten Verschraubungen, einer Anleitung für dessen Aufbau und Funktion sowie einer Schulung mit Trainerleitfaden«, beschreibt Petrusch. Mit diesem Kit können Mitarbeitende an allen Standorten weltweit in gleicher Qualität geschult werden.

Weitere Informationen

 

Qualifizierung für die Arbeit von morgen

Der Arbeitsplatz der Zukunft benötigt qualifizierte Mitarbeitende. Hier spielen realitätsnahe Lernumgebungen eine entscheidende Rolle.