Besser lernen mit Künstlicher Intelligenz

KMU tun sich oft schwer, wenn es um die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden geht. Im Projekt KIRA Pro entsteht ein Tool zur Auswahl von Schulungsangeboten.

KIRA Pro richtet sich vor allem an KMU. Wo liegen deren Heraus­forderungen?

Singer-Coudoux:

In Deutschland stehen wir zunehmend vor dem Problem des Fachkräftemangels: Die Automatisierungswelle durch Industrie 4.0 verändert die Anforderungen an die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Beschäftigten. Schließlich wirkt sich die digitale Transformation auch auf die Jobprofile aus: Statt Mechatronikern könnten zum Beispiel Maschinenbedienende mit Programmierkenntnissen benötigt werden. Die berufsbezogene Weiterbildung ist daher wesentlich für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Doch während viele große Unternehmen ihr Personal systematisch weiterbilden, fehlen KMU dafür oft die Kapazitäten.

© Fraunhofer IPK / Larissa Klassen
Maria Kretschmer (links) und Katrin Singer-Coudoux (rechts) entwickeln einen KI-unterstützten Weiter­bildungskompass, der auf auto­matisch generierten Lernpfaden aufsetzt.

Wie kann KIRA Pro helfen?

Kretschmer:

Das Projekt verfolgt zwei Ansätze. Erstens entwickeln wir eine Lernplattform, mit der KMU ihre Mitarbeitenden kosteneffizient weiterbilden können. Dabei berücksichtigen wir auch, dass sich die Art des Lernens ändert – statt jemanden zur Schulung zu schicken, nutzt man heute eher Microlern­einheiten und neue Lernformate wie Podcasts. Doch welche? Schließlich gibt es einen Dschungel an Angeboten. Diesen wollen wir mit der Lernplattform für KMU handhabbar machen. Der zweite Ansatz besteht darin, die Jobprofile der Mitarbeitenden kontinuierlich zu aktualisieren. So können wir – Stichpunkt Digitalisierung – gezielt Kompetenzen entwickeln, die Unternehmen auch in einer krisengebeutelten Zeit resilienter machen.

Was heißt das für die Unternehmen?

Singer-Coudoux:

Wir bringen die strategische Ebene des Unternehmens – also die Frage: Wo soll die Entwicklung hingehen? – mit der operativen Ebene zusammen, sprich mit der Weiterbildung der einzelnen Mitarbeitenden. Welche Kompetenzen brauchen die Mitarbeitenden etwa, wenn ein neues Produkt eingeführt werden soll? Wir entwickeln einen Lernpfadgenerator, der KI-unterstützt die tatsächlichen Fähigkeiten der Mitarbeitenden mit den gewünschten vergleicht und einen personalisierten Lernpfad mit passenden Lerninhalten erstellt. Das System bringt dabei vier Punkte zusammen: die betrieblichen Anforderungen, die persönlichen Entwicklungsziele der Mitarbeitenden, deren individuelles Kompetenzniveau und die verfügbaren Weiterbildungsangebote.

Kretschmer:

Ein Punkt, den ich besonders spannend finde und der gerade in herausfordernden Zeiten, in denen Menschen sich abgehängt fühlen, immer wichtiger wird: KIRA Pro kann dazu beitragen, Teilhabe zu stärken – schließlich ist Bildung und Weiterbildung dafür ein Schlüsselelement. Indem man Menschen befähigt, in neuen Berufen tätig zu sein, schafft man Teilhabe und stabilisiert die demokratische Gesellschaft.

Weitere Informationen

 

Forschungsprojekt

KIRA Pro

Im Projekt entsteht eine künstliche Intelligenz, mit der Industrieunternehmen ihre Mitarbeitenden fit für die vernetzte Fertigung der Zukunft machen können.

Förderhinweis

Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Innovationswettbewerb INVITE (Digitale Plattform berufliche Weiterbildung) gefördert und vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) betreut.