
Die Automobil- und Zulieferindustrie befindet sich in einem komplexen Umbruch: Die Klimakrise erfordert einen konsequenten Umstieg auf Elektromobilität und die Digitalisierung verändert Produktentwicklung und Produktionsprozesse tiefgreifend. Zudem muss sich die Automobilindustrie mit Chancen und Risiken künftiger Mobilitätskonzepte und -dienste auseinandersetzen, die ein breiteres Spektrum an Kompetenzen als die Fahrzeugproduktion voraussetzen.
Das Projekt ReTraNetz BB greift diese vielschichtigen Herausforderungen auf. Ziel ist, die in der Region Berlin-Brandenburg ansässigen Automobil- und Zulieferindustrie wirkungsvoll bei der Transformation zu unterstützen.
Unterstützt von den für Wirtschaft zuständigen Ressorts aus Berlin und Brandenburg hat sich im Projekt ReTraNetz ein länderübergreifendes Konsortium aus Wirtschaftsförderern, Sozial- und Tarifpartnern, Bildungsträgern und wissenschaftlichen Einrichtungen zusammengeschlossen. Die Partner wollen Transformationsprozesse in der regionalen Automobil- und Zulieferindustrie so forcieren, dass die Leistungsfähigkeit der örtlichen Automobilunternehmen erhalten und ausgebaut wird. KMU und deren Beschäftigte stehen dabei besonders im Fokus des Vorhabens.
Das Projekt gliedert sich in zwei aufeinander aufbauende Abschnitte:
Die Strategieentwicklung baut auf einer Analyse der Ausgangssituation der Branche in der Region auf und berücksichtigt sowohl wirtschaftliche und technologische als auch soziale und ökologische Aspekte und Ziele. Die länderübergreifende Innovationsstrategie innoBB 2025 und weitere regionale Strategien und Initiativen der Industrie-, Digital- und Energiepolitik werden gezielt in die Strategiefindung eingebunden.
Inhaltlich konzentriert sich die Transformationsstrategie auf die wesentlichen Entwicklungstreiber für die Branche, in denen sich Chancen und Herausforderungen spiegeln:
BPWT ist die Gesellschaft für Wirtschafts- und Technologieförderung sowie Standortmarketing des Landes Berlin. Berlin Partner koordiniert das ReTraNetz-BB und leitet die Strategieentwicklung, die Kommunikation und Einbindung weiterer Partner sowie das Scouting und Bewerten von Mobilitätskonzepten, Technologien und Dienstleistungen.
bbw verantwortet innerhalb des ReTraNetz-Projektes ein Arbeitspaket zur Entwicklung und Förderung neuer Geschäftsmodelle sowie Innovationshubs im Bereich der Mobilität auf der Grundlage von Digitalisierung und Vernetzung. Auf Basis einer Bedarfserfassung in der regionalen Fahrzeugindustrie und Digitalwirtschaft werden in Workshops und Fachgesprächen innovative Geschäftsmodelle erarbeitet. Diese werden anschließend in Reallaboren erprobt sowie in Kooperationsprojekten und Innovationshubs umgesetzt.
Das Fraunhofer IPK hat mit dem Industrie 4.0 Transferzentrum im Rahmen des Berliner Leistungszentrums Digitale Vernetzung (LZDV) und dem Applikationslabor „Digital Integrierte Produktion (dip)“ bereits Erfahrungen in der Entwicklung und industriellen Umsetzung von anwendungsorientierten Lösungsansätzen und kontinuierlichem Netzwerkmanagement gesammelt. Das dabei erlangte Wissen wird im Projekt mit den Partnern geteilt und erweitert, um den Wissenstransfer aus Forschung und Entwicklung im Bereich der Mobilität der Zukunft hin zu insbesondere KMU zu ermöglichen. Zudem werden nachhaltige Kooperationen und Vernetzungen zwischen Wissenschaft und Industrie initialisiert, um die technologischen Kernkompetenzen und Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt in innovative Lösungsangebote für die Industrie zu überführen. So können Unternehmen bei der Entwicklung und Erprobung der im Projekt identifizierten Schlüsseltechnologien unterstützt werden.
Die IG Metall mit ihren vier lokalen Geschäftsstellen wirkt gemeinsam mit dem bfw als Interessenvertreter der Beschäftigten der Fahrzeugindustrie der Hauptstadtregion am ReTraNetz-Leitbildprozess mit. Der Fokus von IG Metall und bfw liegt dabei auf Themen wie der Fachkräftebindung, -gewinnung und -entwicklung, neuen Formen der Arbeit, Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Fahrzeugbranche und der Arbeitsplätze in der Hauptstadtregion. Hinzu kommen die Digitalisierung von Produkten und Prozessen, Setzung industriepolitischer Rahmenbedingungen und deren Kommunikation gegenüber Bundes- und Landespolitik.
Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann verfügt über große Erfahrungen im Bereich der Fertigung und der dazugehörigen Prozessketten. Im Rahmen des Projektes wird es nicht nur in der Entwicklung neuartiger und nachhaltiger Prozessketten agieren, sondern auch für einen Wissenstransfer aus der Forschung in die Unternehmen sorgen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK wird das IWF ein Reallabor zur Veranschaulichung von neuentwickelten Prozessketten und deren Digitalisierung aufbauen. Zudem wird es während der Projektlaufzeit neue Projekte aus dem Netzwerk heraus initiieren, die aktuelle Herausforderungen in der Industrie ermitteln und gezielte Workshops mit und für die Unternehmen der regionalen Fahrzeug- und Zulieferindustrie anbieten.
Der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e.V. (VME) ist der Zusammenschluss von Unternehmen der größten Industriebranche in der Region. Als Sozialpartner steht der Verband in regelmäßigem Dialog mit Politik, Verwaltung und Gewerkschaft. In den Mitgliedsunternehmen arbeiten rund 110 000 Menschen, u.a. in den Branchen Automobilindustrie und Schienenfahrzeugbau, Maschinenbau, Energietechnik und Elektrotechnik und Elektronik.
Die Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) ist Ansprechpartner für Investoren, ansässige Unternehmen und technologieorientierte Existenzgründungen im Land Brandenburg. Die WFBB bietet alle Leistungen zur Wirtschafts- und Arbeitsförderung aus einer Hand – von der Unterstützung bei der Ansiedlung und Erweiterung über Innovationen, Internationalisierung und Vernetzung bis zur Fachkräfteakquisition und -qualifizierung sowie in ihrer Rolle als Energieagentur des Landes. Sie unterstützt die Weiterentwicklung der branchenbezogenen Wirtschaftscluster des Landes Brandenburg und der deutschen Hauptstadtregion.