Hightech Engineering für's Herz

Interview mit Dirk Michels, Abiomed Europe GmbH

Die kleinste Herzpumpe der Welt kommt aus Deutschland. Die Impella Herzpumpe wird in der Notfallmedizin und zur Behandlung von koronaren Herzerkrankungen und Herzinsuffizienz angewendet. Ziel der minimalinvasiv oder chirurgisch einsetzbaren Impella Herzpumpen ist es, das Herz zu unterstützen und zu entlasten, die Herzfunktion zu regenerieren und Patienten eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen. Wir sprachen mit Dirk Michels, Vice President Global Manufacturing & Supply Chain und Managing Director Abiomed Europe Operations beim Hersteller Abiomed über die Bedeutung moderner medizintechnischer Lösungen und darüber, wie Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung schnell und sicher in die Versorgungspraxis überführt werden können.

© Abiomed
Impella CP mit SmartAssist Herzpumpe

futur: Herzinsuffizienz und koronare arterielle Erkrankungen sind die häufigsten Todesursachen sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Wie helfen Ihre Produkte und Technologien bei der Behandlung von Herzkrankheiten?

Michels:

Unsere Herzpumpen werden bei komplexen Koronarinterventionen und in der Notfallmedizin eingesetzt. Weltweit sind mittlerweile schon mehr als 170 000 Patienten mit unseren kleinen Impella Herzpumpen behandelt worden.

Die Impella Herzpumpe erholt das Herz, indem sie minimalinvasiv über die Leisten oder Schulterarterie in das menschliche Herz eingeführt wird und die Pumpfunktion des Herzens je nach Pumpentyp, zum Beispiel während einer perkutanen Koronarintervention, zeitweise ganz oder zu einem Teil übernimmt. Unsere Herzpumpen machen den Eingriff bei Hochrisikopatienten damit sicherer und effektiver. In der Notfallmedizin, z. B. bei einem Herzinfarkt, ermöglicht die Impella Herzpumpe wiederum die Herzerholung bei Schockpatienten. Unsere Herzpumpen unterstützen den Blutkreislauf, stabilisieren die Hämodynamik der Patienten und verbessern die Blutversorgung der Endorgane. Im Ergebnis können sie die Regeneration des Herzmuskels fördern und so die Lebensqualität der Patienten verbessern.

futur: Immer kleiner, intelligenter und digital vernetzt – diesen Anspruch verfolgen Sie mit der Impella-Technologie. Welche Herausforderungen sind damit für Fertigung und Produktion verbunden?

Michels:

Wir sind im Hightech Engineering zu Hause. Die Herstellung der Impella Herzpumpe stellt höchste Anforderungen – von den Lieferketten über die verwendeten Materialien bis hin zur eigentlichen Produktion und zur Endkontrolle. Das verlangt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich Spitzenleistungen ab und gelingt nur dank jahrelanger Erfahrung, Fachexpertise und Qualitätsmanagement. Die aktuellste Technologie in unserem Produktportfolio ist die mit 3 mm Durchmesser kleinste Herzpumpe der Welt, die Impella ECP Herzpumpe, die übrigens »Made in Berlin« ist.

futur: Sie bieten in Ergänzung zu Ihren Produktlinien mit SmartAssist und Impella Connect auch Service- Plattformen an. Welche Motivation steht dahinter und wie werden diese Angebote von Patienten und Ärzten angenommen?

Michels:

Unsere jüngste, plattformbasierte Innovation SmartAssist bringt für die Behandlung konkrete Vorteile: So kann man per SmartAssist Sensortechnologie beispielsweise eine möglicherweise notwendige Positionskorrektur der Impella Herzpumpe auch ohne Bildgebung vornehmen und das Herz während der Behandlung noch besser entlasten.

Unsere neue Impella Connect Technologie, die gerade in den Krankenhäusern in Deutschland eingeführt wird, ist eine cloudbasierte Plattform, die den Ärzten eine noch bessere Betreuung ihrer Patienten mit unseren Impella Herzpumpen ermöglicht. Dank der Impella Connect Technologie kann der Behandlungs- und Heilungsverlauf der Patienten online, 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche von jedem internetfähigen Gerät aus mobil beobachtet und gesteuert werden.

futur: Medizinprodukte müssen umfangreiche technische Tests und klinische Studien durchlaufen, bevor sie an Patientinnen oder Patienten angewendet werden. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Neuentwicklungen schnell und sicher auf den Markt gelangen?

Michels: 

Wir haben jahrzehntelange Erfahrung darin, innovative Technologien in sichere, marktreife Produkte zu übersetzen. Neben unserer eigenen FuE-Abteilung investieren wir in die klinische Forschung, um die bestmöglichen Ergebnisse für unsere Patienten zu erzielen. Mittlerweile liegen sieben abgeschlossene Studien der US-Aufsichtsbehörde (FDA) und fünf Post-Market-Approval Studien vor, die den Nutzen der Impella Herzpumpen belegen.

futur: Wie sieht die Zukunft der Herzmedizin aus? Welche Produkte und Technologien werden dafür benötigt?

Michels:

Wir sehen in Telemedizin und Digitalisierung viele Chancen für Anwender und Patienten, weil durch die zielgerichtete Nutzung dieser Themenfelder Behandlungsergebnisse für Patienten stetig weiter verbessert werden können.

futur: Wie wichtig medizintechnische Produkte und Verfahren für Gesundheit, Leben und Lebensqualität von uns Menschen sind, führt uns die Corona-Pandemie aktuell vor Augen. Inwiefern spüren Sie diese gewachsene Wertschätzung, aber auch die Auswirkungen der Krise in Ihrem Unternehmen?

Michels:

Für uns steht seit jeher der Patient im Mittelpunkt. Nicht umsonst haben wir uns bei Abiomed ganz dem Patientennutzen verschrieben, in allem was wir unternehmen und anstoßen. Unsere Lösungen sind geradezu darauf ausgelegt, die wegen der Coronapandemie erforderliche, passgenaue Behandlung von Patienten weiter zu verbessern. Das ist es ja, was wir wollen: an die Patienten denken und bestmöglich helfen.

Dirk Michels

VICE PRESIDENT GLOBAL MANUFACTURING &
SUPPLY CHAIN UND MANAGING DIRECTOR
ABIOMED EUROPE OPERATIONS

Dirk Michels erhielt seinen Master of Science in Maschinenbau von der Universität Aachen und dem MIT in Cambridge, Massachusetts, USA.

Dirk Michels ist seit 2005 für Abiomed tätig und leitet in seiner aktuellen Funktion alle Beschaffungs- und Supply-Chain-Aktivitäten sowie das globale Lieferantenmanagement. Darüber hinaus ist er für die weltweite Produktion und insbesondere für die Erweiterung der Produktionsstätten in Europa verantwortlich.