Forschungszentrum für nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft (naProKi)

Die Technische Universität Berlin beantragt im Schulterschluss mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK gemeinsam mit weiteren Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ein neues Forschungszentrum. Es soll sich als Innovationsleuchtturm für die zukunftsfähige Ausrichtung der Industrie der Frage widmen, wie der Paradigmenwechsel von der klassischen Wegwerfwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft so gestaltet werden kann, dass er soziale, wirtschaftliche und ökologische Interessen berücksichtigt. Dreh- und Angelpunkt: eine nachhaltige, humanzentrierte Produktionstechnik.

Ein neues Zentrum für nachhaltige Produktionsmethoden

Die zentrale Forschungsfrage des neuen Zentrums lautet: »Wie muss die Produktion von morgen aussehen, damit sie nachhaltig und kreislauffähig ist?« Um diese Frage ganzheitlich zu betrachten, fokussiert das Forschungszentrum naProKi auf die Forschungsfelder: 

  • Nachhaltige Produktion
  • Material
  • Kreislaufwirtschaft
  • Digitalisierung
© Fraunhofer IPK / Larissa Klassen
Geplanter Standort des neuen Forschungszentrums ist das Severingelände der TU Berlin zwischen Helmholtzstraße und Salzufer.

Forschungsauftrag: Ressourcenschonende, humanzentrierte Produktion

Der wesentliche Forschungsauftrag des Forschungszentrums naProKi liegt in der Reduzierung des Energie- und Materialverbrauchs in der Produktion. Dazu sollen ressourcenschonende Fertigungsverfahren und effiziente R-Strategien entwickelt werden. Unter R-Strategien werden Konzepte der Kreislaufwirtschaft wie Wiederverwenden (Reuse), Reparieren (Repair) oder Umnutzen / Weiterverwenden (Repurpose) verstanden. Der damit einhergehende reduzierte Verbrauch von Ausgangsmaterial stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Zur zukunftsfähigen Gestaltung von Produktionsprozessen gehört zudem ein flexibler Fertigungsansatz, der mit modularen und resilienten Produktionssystemen die Möglichkeit eröffnet, eine Fertigung jederzeit kurzfristig auf wechselnde Produktportfolios oder schwankende Auftragslagen einzustellen. Da mit dem Einsatz hochflexibler Fertigungssysteme zugleich die Komplexität in einer Produktion steigt, wird bei allen Entwicklungen der Mensch in den Mittelpunkt gestellt: Nutzerfreundlichkeit und unterstützende KI-Assistenzsysteme bilden einen integralen Bestandteil aller FuE-Projekte des Zentrums.

Besonders relevant ist dieser Ansatz für die Automobilindustrie, die sich aktuell starkem Transformationsdruck ausgesetzt sieht. Das Zentrum soll dem Bedarf des Wandels hin zu einer zukunftsfähigen Fahrzeugproduktion schwerpunktmäßig Rechnung tragen und die regionale Fahrzeugindustrie bei der Transformation unterstützen. Damit knüpft es an Aktivitäten des Regionalen Transformationsnetzwerks für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie Berlin-Brandenburg (ReTraNetz-BB) an, in dem das Fraunhofer IPK wesentlicher Treiber ist. Das Ziel: geschlossene Wertstoffkreisläufe, digitalisierte Produktionsprozesse, Förderung nachhaltiger Mobilität, Maximierung der Ressourceneffizienz sowie die Entwicklung von Kreislauf- und Service-Geschäftsmodellen. Diese Ziele stehen im Einklang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen.

Enge Vernetzung mit Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft

Bidirektionaler Informations-, Wissens- und Technologietransfer zwischen dem Forschungszentrum naProKi sowie Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft

Das Forschungszentrum wird einen Informations-, Wissens- und Technologietransfer zum Thema Kreislaufwirtschaft fördern. Mit diesem Auftrag richtet sich sein Nutzungskonzept gleichermaßen an Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. All diese Stakeholder werden bidirektional mit dem Zentrum vernetzt – so profitieren sie einerseits von dessen Infrastruktur, tragen aber andererseits auch maßgeblich zum Erfolg des Forschungszentrums bei. Zur Förderung des Austauschs soll ein Erprobungsumfeld mit einem »Open Lab« Charakter als zentrale Anlaufstelle für die Industrie sowie eine jährliche wissenschaftliche Fachkonferenz mit dem Titel »International Conference on Circular Economy in Automotive Manufacturing« etabliert werden.

Die Öffentlichkeit wird über einen digitalen Wissenshub einbezogen, der grundlegende Informationen zur Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sowie allgemeinverständliche Forschungs- und Entwicklungsergebnisse bereitstellt. Zusätzlich wird ein Bildungszentrum eingerichtet, in dem Ausstellungen mit regelmäßig wechselnden Schwerpunkten eine praktische Auseinandersetzung mit den Themen des Forschungszentrums ermöglichen. Auch ein jährlicher »Tag der offenen Tür«, themenspezifische Lerntage für Schulen und Hochschulen sowie die Teilnahme an Aktionstagen wie der »Langen Nacht der Wissenschaften« und dem »Girls' Day« sind geplant.

Zentraler Standort zwischen der TU Berlin und dem Fraunhofer IPK

Standort des Forschungszentrums naProKi wird das Severingelände der TU Berlin in Berlin Charlottenburg sein. Er befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) Berlin, dem Institutssitz des Fraunhofer IPK. Der Campus der TU Berlin ist von dort in wenigen Minuten zu erreichen.