Drei Fragen an Dr.-Ing. Patrick Müller, CONTACT Software GmbH
CONTACT Software wandelt sich in den letzten Jahren vom PLM-Profi zum IoT-Anbieter. Wie kommt das?
Müller:
Wir sind groß geworden mit Daten- und Prozessmanagement im Bereich der Produktentwicklung. Doch neue Methoden des Handlings und der Verknüpfung von Daten – auch mit KI – machen es inzwischen sinnvoll, weiter zu schauen: Wie können Daten aus der Produktentstehungsphase direkt in die Produktion übermittelt werden? Wie muss ich Produktionsschritte koppeln mit meinem Logistikkonzept und der Abwicklung des Auftrags, also aus der Perspektive der Informationslogistik? Wie kommt Nutzerfeedback zurück in die Produktoptimierung? Mit den neuen Technologien erreicht man eine Datendurchgängigkeit, die einen Mehrwert für die Prozesslandschaft in Unternehmen generiert. Die Bereitschaft, solche Themen anzufassen, ist in der Industrie massiv gestiegen.
Wie weit sind die Unternehmen in Punkto Datendurchgängigkeit?
Müller:
Weniger weit, als man erwarten würde. Die Produktion wird seit Jahren aufgeräumter, es wird viel automatisiert. Im Bereich durchgehender Datenflüsse besteht dagegen viel Nachholbedarf. Das hat diverse Gründe. Es gibt zum Beispiel viele IoT-Plattformen, aber fast alle bedienen ein eingeschränktes Anwendungsfeld. Das macht es schwer, Konnektivität herzustellen, um Daten aus allen relevanten Unternehmensbereichen im Sinne integrierter Anwendungen, beispielsweise Cockpits, zusammenzuführen. Um also Losgröße 1 optimal informationstechnisch zu unterstützen, müssen erst einmal Informationsebenen harmonisiert werden. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK entwickeln wir Technologien, die genau das anstreben.
Wissen die Produktionsunternehmen denn, was sie davon haben?
Müller:
Das schon. Vor einigen Jahren wusste man das noch nicht so genau: Was ist ein Digitaler Zwilling in meinem Applikationsbereich? Was heißt Digital Thread für mich? Was bedeutet das überhaupt in Form von Technologie? Da gibt es nun ein deutlich klareres Bild. Es gibt technologische Antworten und damit verbunden auch die Bereitschaft, darauf einzugehen. Jetzt müssen wir all diese Dinge auf die nächste Stufe heben und uns gemeinsam in den Liefernetzwerken für die Kreislaufwirtschaft und eine Industrie 5.0 einsetzen.