Stadtarchiv Köln – Rettungsaktion für deutsches Schriftgut

© Fraunhofer IPK
Beispiele für beschädigte Dokumente aus dem Kölner Stadtarchiv

Am 3. März 2009 stürzte das sechsstöckige Archivgebäude des Historischen Archivs der Stadt Köln zusammen mit zwei Nachbargebäuden ein. Bei der Katastrophe wurden etwa 90 Prozent des Archivguts verschüttet und stark beschädigt. Im Auftrag des Kölner Stadtarchivs zeigte das Fraunhofer IPK in einer Machbarkeitsstudie, dass seine Methoden der virtuellen Rekonstruktion prinzipiell angewendet werden können, um die vom Einsturz beschädigten Dokumente auszuwerten. Ein auf die Bedürfnisse des Stadtarchivs Köln angepasstes, neu zu entwickelndes Rekonstruktions­assistenzsystem könnte weite Teile der historisch bedeutenden Überlieferungen wiederherstellen.

Das Stadtarchiv Köln beherbergte zum Zeitpunkt des Einsturzes als größtes deutsches Kommunalarchiv unzählige bis zu über 1.000 Jahre alte Dokumente, darunter historisch besonders wertvolle Urkunden, Ratsprotokolle und Handschriften. Die weltweit einmaligen Kulturgüter wurden durch den Einsturz völlig aus ihrem archivischen Kontext gerissen sowie durch die großen mechanischen Kräfte und Grundwasserkontakt zum Teil erheblich beschädigt. Die schwierige Herausforderung des Stadtarchivs besteht nun darin, die fragmentierten Dokumente zu rekonstruieren, zu restaurieren und den archivischen Kontext wiederherzustellen.

Das Fraunhofer IPK wurde daher vom Stadtarchiv Köln mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, in der die Verarbeitbarkeit der verschmutzten Fragmente mit den am Institut entwickelten Methoden der automatisierten virtuellen Rekonstruktion untersucht werden sollte. Für die Durchführung der Machbarkeitsanalyse stellte das Stadtarchiv Köln eine erste Stichprobe mit Fragmenten zusammen, die repräsentativ für die Materialeigenschaften und den Zerstörungsgrad waren.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Methoden der virtuellen Rekonstruktion angewendet werden können, um die vom Einsturz beschädigten Fragmente auszuwerten. Das Stadtarchiv Köln würde somit durch die Entwicklung eines Rekonstruktionsassistenzsystems, das auf den IPK-Methoden basiert, die Möglichkeit erhalten, weite Teile der historisch bedeutenden Überlieferungen wiederherzustellen. Dies hätte eine erhebliche Beschleunigung der dringend benötigten Rekonstruktions- und Restaurierungsarbeiten zur Folge.