Nachhaltigkeitspotenziale identifizieren

Interview zu Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit

Drei Fragen an Prof. Dr.-Ing. Holger Kohl, Fraunhofer IPK

Wie kann die Produktionswissenschaft im Kampf gegen die Erderwärmung helfen?

Kohl:

Wichtig ist, dass wir entlang der ­gesamten Prozesskette denken und forschen. An welchen Stellen im Produktlebenszyklus lässt sich am meisten CO2 einsparen? Dafür gibt es zum Beispiel die Methode der Ökobilanz, die genau zeigt, wo sich der größte Impact generieren lässt. So können wir zielgerichtet die großen CO2-Treiber identifizieren und wirtschaftliche und effiziente Maßnahmen ableiten. 

Welches sind da die besten Hebel?

Kohl:

Das erste große Thema ist die Ressourceneffizienz. Mit dem aktuellen Stand der Produktionstechnik wird allein die Produktion von Stahl, Aluminium, Plastik und Zement im 21. Jahrhundert etwa 800 Gigatonnen CO2 verursachen – damit wäre das Zwei-Grad-Ziel bereits verfehlt. Deshalb ist es wichtig, dass wir solche Materialien im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zurückführen, auch um den globalen Abfallberg zu reduzieren. Das zweite wichtige Thema ist der Energieverbrauch.

Was sollten produzierende Unternehmen bei ihrem Stromverbrauch beachten? 

Kohl:

Deutschland zählt zu den Ländern mit den höchsten Energiepreisen. Durch CO2-Einpreisung und globale Konflikte wird sich diese Lage nur noch verschärfen. Die Industrie ist deshalb gut beraten, Energie einzusparen, wo es nur geht. Hier für unsere Partner auch die letzten Potenziale zu heben, darum geht es bei unserer FuE, zum Beispiel im Bereich der automatischen Energieeffizienzregelung von Versorgungstechnik oder in der Optimierung von Fertigungsverfahren.

Zur Person

Prof. Dr. Holger Kohl ist stellvertretender Insti­tutsleiter des Fraunhofer IPK sowie Leiter des Fachgebiets Nachhaltige Unternehmensentwicklung an der Technischen Universität Berlin. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungssysteme sowie Prozess- und Performance-Management-Systemen für nachhaltige Unternehmensentwicklung.